Der folgende Text, ist von Giovanni Sartori
und ist mit unserer Meinungen identisch. 23.02.2017
Die Migrationen und ihre Problemchen
Im August gönnt sich Italien ein Nickerchen. Nur die Waldbrände wüten, und die illegalen Einwanderer gehen weiter ins Land. Was die Waldbrände betrifft, muss man die Regierung loben, die endlich die Pyromanie unter Strafe gestellt hat. Betreffs der illegalen Einwanderung verhält sich die Sache dagegen unbefriedigend. In dieser Zeitung haben sich Politiker gefragt: „Wie werden die Nationen der Zukunft sein? Werden es multiethnische und/oder multikulturelle Länder sein? Sind die Staaten als Nationen schon oder bald zu Ende?“ Es ist eine wichtige und ernsthafte Frage. Wir müssen das wirklich überlegen.
Die Kultur der Selbstaufgabe
Ich schicke voraus, dass ich nicht an das Unabwendbare glaube. Wer von unabwendbaren Ereignissen spricht, bringt sie auch hervor. Aber die Kultur der Selbstaufgabe ist nicht nur den Beschwörern des Unabwendbaren zuzuschreiben (möge sie Gott strafen!). Diese Kultur ist auch die Blüte des «mammismo», d.h. der Kultur der Tränen, die unser Fernsehen täglich verbreitet. Genährt wird sie auch von denen, die meinen, eine multiethnische und multikulturelle Gesellschaft sei etwas Gutes und Wünschenswertes und deswegen auch förderungswürdig. Wirklich? Mal sehen.
Das Argument der Beschwörer des Unabwendbaren ist, dass wir sowieso ausgeliefert sind, dass wir es mit einem unsere Kräfte übersteigenden Phänomen zu tun haben. Schaut die Vereinigten Staaten, behaupten sie: Trotz Barrieren und Kontrollen dringen Mexikaner und Südamerikaner bataillonsweise ins Land. Quatsch. Wären da keine Barrieren und Kontrollen, würden nicht Hunderttausende, sondern Millionen und Abermillionen illegale Einwanderer in die USA strömen. Das gleiche gilt für Europa. Wenn es sich nicht wehren würde, wäre es verloren. Im Moment aber, oder zumindest vorläufig, ist es nicht verloren.
Die «Mammaleute»
Die «Mammaleute» behaupten dagegen, dass man die Armen dieser Welt aus christlicher Liebe aufnehmen muss: es geht nicht anders. Ich glaube auch, dass es gut ist, Gutes zu tun. Nur braucht es dazu auch einen Funken Intelligenz, denn «das Gute wollen» heisst nicht automatisch «das Gute bewirken». Bekanntlich sind die Wege zur Hölle mit guten Absichten gepflastert. Heute meinen einige, dass die multiethnische Gesellschaft etwas Gutes ist. Wirklich? Der Zweifel ist zumindest angebracht.
Am anderen Ende finden wir das «utilitaristische Argument». Ob sie einem passen oder nicht, sind die Nicht-EU-Bürger nützlich, wir brauchen sie, die Wirtschaft hat sie dringend nötig. Sicher hat die Wirtschaft ihre Gründe, aber die Frage ist hier falsch gestellt. Arbeitskräfte zu importieren ist nicht das gleiche wie Einwanderer, d. h. potentielle Bürger, zu importieren. Und nebenbei ist es nicht das gleiche, ob man in ein Land mit einem Arbeitsvertrag oder illegal einreist. Die Illegalen Einwanderer haben oft auch keine Chance Arbeit zu finden oder besitzen keine Qualifikation. Der Wirtschaft ist es ziemlich egal, wie man aus einem Gastarbeiter einen Bürger macht.
Die blinden Utilitaristen
Das Problem der Nicht-EU-Bürger ist also zum Spielball der Beschwörer des Unabwendbaren, der Mammaleute und der blinden Utilitaristen. Zum Glück haben wir eine Ministerin, die uns beruhigt. Für sie und ihresgleichen gibt es kein Problem. Oder besser: man kann das Problem lösen, indem man aus Nicht-EU-Bürger EU-Bürger macht und sie integriert. Sancta simplicitas!
Die Integration der Schwarzen Amerikas ist nur zum Teil gelungen, und heute sieht es eher schlimmer aus in der Beziehung. In Canada sind die Frankophonen nach drei Jahrhunderten mehr denn je Separatisten. In Europa ist die Integration dramatisch misslungen, sowohl im Baskenland wie in Flamen oder Irland. Von den misslungenen Versuchen auf dem Balkan oder in der damaligen Sowjetunion nicht zu sprechen. Wo leben denn unsere Förderer der Integration? Welche utopischen Vorstellungen hängen sie nach? Dazu muss man bedenken, dass die illegalen Einwanderer, die an unseren Grenzen stehen, besonders schwer zu integrieren und eigentlich nicht assimilierbar sind.
Die Abweisung dieser Leute geschieht nicht aus Rassismus und auch nicht aus bloss kulturellen Gründen. Es sind vor allem die Muslime, die nicht akzeptiert werden. Sie unterwerfen die Politik der Religion und gehören somit einer theokratischen Kultur an, die der Westen in keiner Weise akzeptieren kann. Oder ist es nicht so, Frau und Herr Balkan?