Ich stehe im Wald als Tannenbaum,
ich bin so klein man sieht mich kaum.
Ich will wachsen hoch hinaus,
ich will sein höher als ein Haus.

Ich zähle die Jahre und bin froh,
ich bin schon höher als das Stroh.
Ich weiss, das Winterstroh ist für das Wild,
ich weiss immer mehr, ich bin im Bild.

Ich sehe einen Mensch, der kommt hierher.
Ich höre ein rattern, ich spüre nichts mehr.
Ich liege am Boden, was ist denn passiert?
Ich werde mit Maschinen abtransportiert.

Ich stehe auf dem Markt, da muss ich warten,
ich werde gekauft, nun stehe ich im Garten.
Ich werde im Zimmer gestellt neben dem Kranz.
Ich bin voll beladen mit Kugeln, Kerzen und Glanz.

Ich denke die Menschen feiern mein Fest,
ich gebe mir Mühe und strecke mein Geäst.
Ich stehe jetzt schon zwei Tage so herum,
ich kriege kein Wasser, ich frage mich warum.

Ich bin traurig, wollte doch so hoch hinaus.
Ich spüre es nun langsam, mit mir geht es aus.
Ich habe nur einen Wunsch, ein kleiner Applaus.
Statt dessen: Raus aus dem Haus.

Gedicht wurde am 25. Dezember 1998 von Franco Schilla verfasst. 

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