Der folgende Text ist von Hanspeter Obrist. 22.02.2017
Leben mit dem Islam
Muslime
leben nicht mehr nur im Nahen Osten, sondern immer mehr auch in unserer
unmittelbaren Nachbarschaft. Dadurch werden wir alle mit unterschiedlichen
Formen des Islams konfrontiert. Im Umgang mit Muslimen können uns einige
Hintergrundinformationen helfen. Der Islam sieht die Welt zweigeteilt: Das
Haus des Islams und das Haus des Krieges. Im Haus des
Islams ordnet sich alles dem Islam unter. Juden und Christen können im Haus des
Islams als „Dhimmi“ (nichtmuslimische Schutzbefohlene) unter Muslimen leben.
Der Koran und die Bibel
Der Koran
selbst anerkennt die Heiligen Schriften der Juden und Christen. Doch im Koran
werden manche Begebenheiten anders darstellt als in der Bibel. Zum Beispiel
erwähnt er an keiner der 27 Stellen, in denen der Exodus Israels aus Ägypten
beschrieben wird, das Passah. Der Islam kennt keinen Ruhetag. Der Sündenfall
passierte auch nicht auf Erden, sondern im Paradies (Sure 7,19-25). Nach dem
Koran war es Saul und nicht Gideon, der die 300 Krieger sammelte (Ri.
7,1-7/Sure 2,249). Der Pharao befahl Haman aus dem Buch Ester, einen Turm bis in
den Himmel zu bauen (1. Mo. 11,4/Sure 28,38; 40,36-37). Gemäß muslimischer
Tradition wollte Abraham Ismael und nicht Isaak opfern.
Jesus im Islam
Jesus
(Isa) wurde laut Koran von einer Jungfrau geboren (Sure 3,45-47; 19,16-21;
21,91). Er wird der Sohn Marias genannt (Sure 2,87). Maria wird nach Sure 3,46
erklärt, dass der Sohn in ihr geschaffen wird. Jesus wird in Sure 19,19 als rein
bezeichnet. Sure 5,110 sagt, dass Jesus sogar Tote auferweckte. Jesus wird
als Messias bezeichnet und als Wort mit einem Geist (Sure 4,171). Der Koran
bestreitet aber den Tod Jesu am Kreuz und sagt, dass er direkt zu Gott ging
(Sure 4,157-158). Nach den Haditen (islamische Überlieferungen), wird Jesus auf
die Erde zurückkommen, um uns zu richten. Er wird alle Christen und Juden zum
Islam bekehren und alle Muslime beauftragen, alle Christen und Juden
auszurotten, die sich zu dem Zeitpunkt weigern zu konvertieren. In dieser Zeit
wird sich Jesus auf den Hadsch (islamische Pilgerfahrt nach Mekka) begeben und
das Grab Muhammeds besuchen. Dabei wird er sterben und neben Muhammed begraben
werden.
Politik
Jesus
differenziert zwischen dem, was Gott gehört, und dem, was dem Kaiser gehört (Mt.
22,21). Der Koran dagegen vereint Glaube und Politik. Deshalb sind Moscheen
nicht nur Stätten des Gebets. Das religiös-politische System des Islams strebt
eine eigene Gerichtsbarkeit und Schulbildung in allen Ländern an. Damit prallen
unterschiedliche Wertvorstellungen und Weltanschauungen aufeinander, zum
Beispiel der Ehrenmord oder dass jeder Mann nach Sure 4,3 zwei bis vier Frauen
haben kann, wenn er es vermag.
Leben als Dhimmi
Eines der
wichtigsten Gebote ist, dass der Koran nicht hinterfragt werden darf (Sure 2,2).
Der Islam steht über allen anderen Religionen (Sure 9,33; 48,28; 61,9). Wer als
Dhimmi sein Schutzgeld bezahlt (9,29), genießt einen gewissen Schutz.
Der Kalif
Umar ben Abd al-Aziz (Reg. 717-720) schrieb folgende Verpflichtung für Dhimmis
auf: „Wir werden keine neuen Klöster, Kirchen, Einsiedeleien oder Mönchszellen
bauen. Wir werden keine zerfallene Kirche in muslimischen Wohngegenden wieder
aufbauen. Wir werden allen Muslimen, die uns begegnen, drei Tage lang
Verpflegung und Unterkunft gewähren. Wir werden keine öffentlichen religiösen
Zeremonien abhalten. Wir werden keinen Religionswechsel an anderen
vollziehen. Wir werden niemanden davon abhalten, zum Islam überzutreten, der
den Wunsch dazu hat. Wir bieten unseren Sitzplatz einem Muslim, der sitzen
möchte, an. Wir reiten ohne Sattel. Wir tragen keine Schwerter oder andere
Waffen. Wir werden unsere Häuser nicht höher bauen als die von Muslimen.“ Trotz
verschiedenster Interpretationen des Islams prägt dieses Denken einen Teil der
Muslime in unterschiedlicher Form auch heute noch.
Der
Islam akzeptiert Juden und Christen als Dhimmi, sofern sie sich den Muslimen
unterordnen.
Ein Dhimmi muss dabei darauf achten, Muslime nicht in ihrer Ehre zu verletzen.